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Nachhaltig wirtschaften: Zirkuläre Maßnahmen im kleinen oder mittelständischen Unternehmen verankern – Erfahrungen zur Kreislaufwirtschaft

Menschen Präsentation

Nachhaltig und wirtschaftlich – wie geht das? Mit der Kreislaufwirtschaft! Dort werden Ressourcen erhalten statt weggeworfen. Unternehmen setzen dazu verschiedene zirkuläre Maßnahmen ein. Welche das sind und wie das in der Praxis ausschaut, berichten drei kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die wir im Kooperationsprojekt Kreislaufwirtschaft der Mittelstand-Digital Zentren WertNetzWerke und Darmstadt befragten.

Nachhaltig und wirtschaftlich sein, wie geht das? Mit der Kreislaufwirtschaft wird Unternehmen ein nachhaltiges Wirtschaftsmodell eröffnet, in dem Ressourcen erhalten statt weggeworfen werden. In welchen Bereichen welche Maßnahmen dafür im produzierenden Gewerbe eingesetzt werden, zeigen die ersten Ergebnisse aus dem Kooperationsprojekt Kreislaufwirtschaft der Mittelstand-Digital Zentren Darmstadt und WertNetzWerke.

Dre mittelständisch geprägt Unternehmen aus dem produzierenden Gewerbe wurden zu ihren Erfahrungen bei der Umsetzung der Kreislaufwirtschaft befragt. In insgesamt neun semistrukturierten Interviews gaben Führungspersonen aus Produktion, Einkauf und Geschäftsführung Einblicke in ihre Maßnahmen, Barrieren und Treiber sowie benötigte Kompetenzen zur erfolgreichen Umsetzung. In diesem Blogbeitrag gehen wir auf die eingesetzten Maßnahmen und das Kreislaufwirtschafts-Verständnis der KMU ein.

Kreislaufwirtschaft – was verstehen KMU unter diesem Begriff und was wird daraus in der Praxis gemacht?

Nach KMU-Verständnis geht es bei der Kreislaufwirtschaft darum, Ressourcen in die Produktion einzuführen und den Wert ohne weiteren Input durch Demontage und Wiederverwendung konstant zu halten. Dazu gehört, Rohmaterialien und generierte Abfälle zu reduzieren, Produktionsabfälle dem Kreislauf zuzuführen und daraus neue Materialien zu produzieren.

Offiziell geht es bei der Kreislaufwirtschaft darum, Produkte und deren Ressourcen möglichst lange ohne Wertverlust im Kreislauf zu erhalten. Dazu werden verschiedene Maßnahmen und diverse Strategien (die sogenannten R-Strategien) eingesetzt, die jedes Unternehmen in einem individuellen Mix an ihr Produkt anpassen muss. Der Austausch mit den KMU gibt eine erste Orientierung, welche Maßnahmen in anderen produzierenden Unternehmen zum Einsatz kommen.

Das kleine 1x1 der Kreislaufwirtschaft: Produkteigenschaften – Verpackungs- und Rohstoffmaterialien – Produktionsprozesse

Kreislaufwirtschaft betrifft alle Unternehmensbereiche und jeden Mitarbeitenden – dennoch sind einige Unternehmensbereiche stärker involviert als andere: die Produktion, der Einkauf, die Produktentwicklung und nicht zuletzt die Geschäftsführung. Zirkuläre Maßnahmen drehen sich dabei neben den gesamtbetrieblichen Handlungen besonders stark um das Produkt mit seinen Produkteigenschaften, die eingesetzten Verpackungs- und Rohstoffmaterialien sowie die Produktionsprozesse. Dementsprechend nannten die KMU vor allem kreislaufwirtschaftliche Maßnahmen für den Produktionsprozess und rund um das Produkt, zählten genauso auch allgemeine Maßnahmen für das gesamte Unternehmen auf.

In den Produktionsprozessen: Produktionsabfälle vermeiden – Strom sparen – Fokus auf Langlebigkeit

Welche zirkulären Maßnahmen im Zuge von Produktionsprozessen die befragten KMU umsetzen, soll hier mit Auszügen der genannten Maßnahmen im Kern verdeutlicht werden. So zählten die KMU unter anderem folgende drei Maßnahmen auf: Produktionsabfälle vermeiden, Strom sparen und Maschinen sowie Verschleißteile möglichst lange zu nutzen.

Produktionsabfälle reduzieren, minimieren, vermeiden und Abfall-Recyling in den Fokus genommen

Zur Vermeidung von Produktionsabfällen reparieren die Kreislaufwirtschafts- und damit Nachhaltigkeits-orientierten Unternehmen zum Beispiel fehlerhafte Teile, setzen Maschinen ein, die weniger Überreste erzeugen und erfassen den sortierten Schrott über die Schrottkennzahl. Allerdings nicht nur auf Produktionsabfälle wird geachtet, sondern im gesamten Unternehmen Wert auf eine präzise Abfalltrennung und generelle Abfallvermeidung gelegt, besonders im Hinblick auf Recycling.

Stromverbrauch optimieren und erneuerbare Energien ausbauen

Neben der Reduzierung von Produktionsabfällen werden auch Maßnahmen ergriffen, um Strom zu sparen. Maschinen werden auf solche mit geringerem Energieverbrauch und hohem Wirkungsgrad umgestellt. Ebenso wird die Beleuchtung mit stromeffizienten LEDs ausgetauscht und wo es möglich ist, wird ergänzend zu den LEDs auf eine bedarfsgemäße Lichtnutzung geachtet. Zusätzlich zu den stromsparenden Maßnahmen greifen die KMU aber auch auf alternative Energiequellen zurück und investieren in Photovoltaikanlagen.

Nutzungsdauer und Langlebigkeit von Maschinen und Verschleißteilen maximieren

Maßnahmen zur Reduzierung oder Einsparung sind aus zirkulärer Sicht zwar wichtig, allerdings nicht die Hauptstrategie: die Lebenszeit und damit einhergehend die Nutzungsdauer der Maschinen zu verlängern. Um Maschinen möglichst lange nutzen zu können, modernisieren und bauen die KMU daher entweder ihre älteren Anlagen aus, um sie wieder auf den neusten Stand und einsatzbereit zu haben (Retrofit) oder suchen nach Nutzungsende der Maschinen im Ausland nach Wieder-verwendungsmöglichkeiten. Verschleißteile wie beispielsweise Bohrstifte werden nachgeschliffen und Maschinen auf solche umgestellt, an denen nur kleinere Verschleißteile ausgetauscht werden müssen.

Produkte zirkulär ausgerichtet: R-Strategien zur Wiederaufbereitung (remanufacture), Sanierung und Instandsetzung (refurbish), Reparatur (repair) und Wiederverwendung (reuse)

Beim Produkt werden im Wesentlichen zwei kreislaufwirtschaftliche Ansätze umgesetzt: das Produkt nach den R-Strategien zirkulär zu gestalten und effizient mit (umweltfreundlichen) Rohstoff- und Verpackungsmaterialien umzugehen. Unter den R-Strategien versteht man Maßnahmen zur Wiederaufbereitung (remanufacture), Sanierung und Instandsetzung (refurbish), Reparatur (repair) und Wiederverwendung (reuse).

Produkt auf Wiederverwendung, Langlebigkeit und Reparaturmöglichkeiten auslegen

Den Zeitpunkt bis zum Nutzungsende hinauszuzögern, kann mittels unterschiedlicher Strategien erreicht werden. Ein wichtiger Ansatz der befragten KMU ist es, generell qualitativ hochwertige und damit langlebige Produkte zu produzieren. Ein anderer Ansatz fokussiert sich auf die Wiederverwendung verbauter Teile: Indem auf Verklebungen verzichtet wird, kann die Trennbarkeit von Komponenten gesteigert werden. Dies führt zu einer besseren Demontage und Wiedergewinnung einzelner Komponenten und Rohstoffe zurück in den Kreislauf. Als dritte Möglichkeit nannte ein Unternehmen auch das Anbieten von Reparatursets und die Verfügbarkeit von Ersatzteilen bis zu 25 Jahre, um die Produktnutzungsdauer in der Nutzungsphase zu verlängern.

Umweltfreundliches Material und Versand in den Fokus gerückt

Bei den Rohstoff- und Verpackungsmaterialien wird auf möglichst umweltfreundliche Materialien geachtet, der Anteil von recyceltem oder recycelbaren Material erhöht und insgesamt der Materialeinsatz in seinem Verbrauch optimiert. Ein KMU, das sich auf Kunststoff spezialisiert hat, reduzierte zum Beispiel den Anteil des schwer bis gar nicht recycelbarem (vernetzten) Kunststoffs in seinem Produkt.

Darüber hinaus bemühen sich die KMU sowohl beim eigenen Versand als auch bei Zulieferern um den Einsatz von weniger Verpackungsmaterial.

Übergreifend im Unternehmen und Transportwege

Gesamtbetrieblich setzten die KMU auf präzise Abfalltrennung, Stromeinsparung und die, sofern möglich, Umstellung auf erneuerbare Energien. Daneben wird in Büros beim alltäglichen Büromaterial auf Wiederverwendungsmöglichkeiten geachtet. Zusätzlich wird mehr Wert auf kurze Transportwege gelegt: Durch die Fertigung in Deutschland und Lieferanten in der Nähe sollen Emissionsausstöße durch lange Transportwege reduziert werden.

Darüber hinaus setzen sie sich mit branchespezifischen Nachhaltigkeits-Zertifikaten wie der Umweltproduktdeklaration, die umweltrelevante Eigenschaften eines Produkts darstellt oder dem Bewertungssystem für Nachhaltigkeit in Gebäuden, der die Nachhaltigkeit von Gebäuden beim Bau bestätigt, auseinander. Nicht zuletzt hilft ihnen eine CO2-Bilanzierung, einen Überblick über direkte und indirekte Emissionen zu gewinnen. Die KMU können so ihre Einsparpotenziale entdecken und effektiv bei den größten Verursachern ansetzen.

Kreislaufwirtschaft trifft Digitalisierung

Daten erfassen, Maschinen monitoren, Prozesse optimieren – die Digitalisierung birgt für die Kreislaufwirtschaft zahlreiche Möglichkeiten, um nachhaltige Entwicklungen im Unternehmen voranzubringen. Denn: Durch die Analyse der Daten können die wirksamsten Ansätze und Strategien für zirkuläre Maßnahmen identifiziert, Optimierungsmöglichkeiten erkannt und die Grundlagen für zirkuläre Umsetzungen gelegt werden. Bei den befragten KMU zeigt sich die Verknüpfung zwischen Kreislaufwirtschaft und Digitalisierung zum Beispiel dadurch, dass sie ihr ERP-System nutzen, um Produkte für kreislaufwirtschaftliche Maßnahmen leichter zurückzuverfolgen. Ebenso setzen sie Software ein, um Materialien wie Platten effizienter auszunutzen und Produktionsabfälle zu reduzieren. Nicht zuletzt reduzieren die befragten KMU den Papierabfall in den Büros, indem sie ihren ausgedruckten postalische Versand auf einen Mail-Versand umstellten.


Autorin: Hanna Kaschke

Copyright: Fraunhofer-Institut FIT

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