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Ein Metaversum für Unternehmen – Arbeitsumgebung oder Spielerei?

Verschiedene Avatare in einem Metaversum

Stellen Sie sich vor, Sie hätten im Corona-Lockdown nur per Telefon oder E-Mail mit Kolleg:innen und Kollegen oder Geschäftspartner:innen kommunizieren können. Und jetzt stellen Sie sich vor, dass die genutzten Online-Meetings-Tools zwar schon gut waren, aber, dass es für eine optimale Kollaboration innerhalb des Unternehmens noch eine weitaus bessere Lösung gibt: das Metaversum. In diesem Artikel beschreiben wir, wie Sie es als effiziente Arbeitsumgebung einsetzen.

Wer hauptsächlich oder ausschließlich im Home-Office arbeitet, hat in den letzten drei Jahren festgestellt, dass es ohne Online-Meeting-Tools wie Zoom, Microsoft Teams, Webex, Skype for Business u. a. noch schwieriger gewesen wäre, den Geschäftsbetrieb „einigermaßen" aufrechtzuerhalten. „Einigermaßen" deshalb, weil die genannten Konferenzumgebungen Hilfsmittel sind, um in Gruppen jedweder Größenordnung zu kommunizieren. Und wer zum Beispiel schon einmal versucht hat, mit mehreren Menschen gemeinsam an einem digitalen Whiteboard strukturiert Gedanken und Ideen zu sammeln, weiß, wo die Grenzen dieser Technik sind. Aber die Entwicklung hin zu mehr Kollaboration im Mittelstand führt zwangsläufig zu der Frage, wie Unternehmen digital gestützt ihre Zusammenarbeit optimal gestalten können. Und damit sind wir beim Thema „Metaversum".

Von der Spielerei zur geschäftlichen Nutzung

Online-Plattformen zum Aufbau von virtuellen Welten mit Interaktionsmöglichkeiten gibt es bereits seit Mitte der 1990er Jahre. 2003 ging Second Life online, ein Metaversum mit über 70 Millionen registrierten Nutzern (Stand 2022)*, die diese virtuelle Welt zur kreativen Freizeitgestaltung nutzen, bspw. um Rollenspiele mit Avataren (künstlichen/grafisch dargestellten Stellvertretern realer Personen) zu spielen.

Spätestens seit 2022 ist jedoch auch ein starkes Interesse der Industrie am Konzept des Metaversums festzustellen**. Konzerne wie Nvidia, Siemens oder TeamViewer haben dazu bereits Angebote entwickelt***. Mithilfe von Virtual- oder Augmented-Reality-Technologien ergeben sich Anwendungsfälle, zum Beispiel für Prozessoptmierung, Schulungen, Logistik, Planung, Konstruktion, Montage und Service.

Ein industrielles Metaversum geht weit über die rudimentären Anwendungen dezentraler Zusammenarbeit mit Zoom & Co. hinaus. Vertreten durch einen  Avatar bewegt man sich durch virtuelle Räume und kann dort

  • in einer virtuellen Fabrik anhand von „digitalen Zwillingen“ (digitalen Modellen eines realen Objekts, bereits existierend oder noch im Entwicklungsstadium befindlich) Produkt- und Prozessverbesserungen kollaborativ abstimmen, bspw. können Sie am digitalen Zwilling einer Maschine ein einzelnes Bauteil separat betrachten;
  • für Wartungs- oder Reparaturarbeiten an einer Maschine Mitarbeitende vor Ort anleiten, ohne selbst dort präsent sein zu müssen;
  • Schulungen und Trainings durchführen und dabei digitale Zwillinge, Whiteboards, Videos, Präsentationen und Arbeitsunterlagen gemeinsam oder auch allein zur Selbstqualifizierung nutzen;
  • an Vorträgen, Referaten, Seminaren oder Präsentationen teilnehmen und mit den Vortragenden diskutieren.

Soziale Kontakte wie im richtigen Leben

Die besondere Stärke eines Metaversums zeigt sich vor allem in den Möglichkeiten sozialer Interaktion. Wer bspw. einen virtuellen Kongress besucht, kann genau wie in der Realität, flexibel Vorträge oder Workshops besuchen und mit anderen Nutzer:innen kommunizieren. Im Gegensatz zu einfachen Online-Meeting-Tools hängt es von der räumlichen Distanz (der Avatare) ab, wie man mit anderen Personen (Avataren) kommuniziert: Das geht in Gruppen/Meetings/Workshops, aber auch in Einzelgesprächen. Diese finden statt, indem Sie sich in einem separaten Raum verabreden, aber auch bei zufälligen Begegnungen, zum Beispiel in einer virtuellen Lobby. In einem größeren virtuellen Raum können mehrere Gruppen von Avataren in einigem Abstand zueinander stehen. In der eigenen Gruppe sprechen Sie miteinander, ohne von den Gesprächen anderer Gruppen gestört zu werden.

Insbesondere bei der Nutzung von Augmented-Reality- Brillen (AR-Brillen) entsteht ein immersives Erlebnis, das weit über die Qualität herkömmlicher Videokonferenzen hinausgeht. Aber auch bei der Arbeit im Metaversum am PC oder Laptop verbessert sich die soziale Komponente in der Zusammenarbeit entscheidend, weil Einzelgespräche oder zufällige Begegnungen einfach möglich sind.

Das Mittelstand-Digital Zentrum WertNetzWerke wird ein industrielles Metaversum erstmals ab Oktober 2023 im Pilot-Digitalisierungsprojekt „Fernwartung und Condition Monitoring in einem Wertschöpfungsnetzwerk“ zur Kollaboration und Selbstqualifizierung nutzen. Wir halten Sie auf dem Laufenden!

 


*Quelle: Second Life Facts in 2022: What It Means to Live in a Virtual World. Abgerufen am 1. August 2022 (englisch).

**Quelle: André Kramer: Die virtuelle Industrie: Fertigung und Wartung im Industrial Metaverse. In: c't. Nr. 22, 2022, S. 120 (heise.de [abgerufen am 17. November 2022]).

***Quelle: André Kramer: Die virtuelle Industrie: Fertigung und Wartung im Industrial Metaverse. In: c't. Nr. 22, 2022, S. 120 (heise.de [abgerufen am 17. November 2022]).

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